Durch ein Auslandsstipendium des Kulturministeriums von Baden-Württemberg hatte ich die große Möglichkeit für über ein Jahr nach Sibirien zu Reisen.
Durch  meinen früheren Studienaufenthalt am Surikov Institut in Moskau war mir Russland nicht mehr ganz fremd und die Neugierde auf Sibirien geweckt. Außerdem hatte ich zu dieser Zeit auch einige Künstler aus Sibirien bei einem Künstlerhausaufenthalt in Pereslavel kennengelernt. Diese waren dann auch meine ersten Anlaufstellen in Sibirien.

Meine Reise begann im Frühjahr 1992, natürlich wieder in Moskau, mit alten Freunden vom Surikov Institut und der Künstlerfamilie Dukov bei denen ich gastfreundlich aufgenommen wurde.  Außerdem starteten wir den ersten Teil unseres russisch deutschen Symposions in Tscheluskinskaja.

Richtung Osten ging es  dann selbstverständlich erstmal mit der Transsibirischen.
Den Sommer und fast den ganzen Herbst war ich in Jakutien der größten Zentralsibirischen Teilrepublik.
Nach meinem Aufenthalt in Tabaka ging es vor allem die Lena hoch bis ins Polarmeer.
Im Spätherbst dann wieder nach Süden an den Baikalsee und bis an die Mongolische Grenze.
Im Winter führte mich meine Reise über Komsomolsk Amur und Wladiwostok bis nach Kamtschatka.

Großansicht

Tabaka ist ein jakutisches Dorf mitten in der sibirischen Taiga. Dort war ich während eineinhalb Monate bei meinem Freund, dem Bildhauer Majak Abramov zu Gast. Er wohnt dort mit seiner Frau und seinen sechs Kindern in einem der dort üblichen Blockhäuser. Majak lebt mehr von seinen zwei Kühen, als von seinem Beruf als Künstler. So wie Majak geht es fast allen Bewohnern des Dorfes, jede Familie hat noch 1-3 Kühe, Schweine oder Hühner, da niemand von einem normalen Monatslohn leben kann.
Rasch kam ich mit den ausschließlich jakutischen Bewohnern des Dorfes in Kontakt und lernte das Dorf kennen.

Durch die Blockhäuser und Hütten wurde ich zu folgender Arbeit auf Papier inspiriert, die ich an verschiedenen Orten des Dorfes zwischen die Häuser installierte.
Die Zeichnung ist aus den mir dort zur Verfügung stehenden Materialien wie Asche als Pigment und Mehlsoße als Bindemittel gemalt und ist ca. 2,60m x l,80m groß.

In die Zeit meines Tabakaaufenthaltes fiel auch die Heuernte.
Majaks „Alass“ (Name für das von der Gemeinde zugeteilte Stück Land, auf dem man Heu ernten darf), lag ungefähr 6km vom Dorf entfernt in der Taiga an einem See. Um den See herum war es ausreichend feucht, so daß  überhaupt etwas Gras wachsen konnte.
Die Arbeit bei der Heuernte zog sich über drei Wochen hin, da alles Handarbeit war, unter diesem Eindruck entstand ebenfalls eine Arbeit vor Ort. Eine Tuschezeichnung ca. l, 80m auf l, 20m auf Papier mit einem Büschel Heu gezeichnet, und zwischen die Originalheuhaufen installiert.

Großansicht

Im Sommer 1992 arbeitete ich als Matrose auf dem russischen Frachtschiff Sibirskii 2105.
Die Fahrt ging von der Stadt Jakutsk aus die Lena abwärts nach Norden bis ins Polarmeer, dort weiter nach Osten bis zum Fluss Indigirka, dort wurde unsere Ladung (Holz) gelöscht, danach gings die selbe Strecke zurück.
Dabei entstanden unter dem Eindruck des uns täglich begleitenden Packeises im Polarmeer einige Arbeiten im Eis und mit Eis.

-  mit dem Schiff selbst zeichnete ich bis zu 1,5km lange Zeichen in die frische Eisdecke indem ich zuerst in die ca. 15cm starke Eisschicht einfuhr, und dann exakt in der selben Spur zurück, so daß eine eisfreie Linie stehen blieb.
-  des weiteren entstanden zwei  Arbeiten aus Schnee und Eis auf dem Deck des Frachtschiffes.   

Nach Beendigung meiner Matrosenzeit auf der Sibirskii  die Lena war bereits am zufrieren, reiste ich nach Süden an den Baikalsee wo ich nochmals einen zweiten Herbst erlebte.
Von dort aus ging es weiter in die Buriatische Teilrepublik  die an die Mongolei grenzt, dort war ich zu Gast bei buriatischen Künstlern unter anderem in Ulan Ude und südlich von Tschita direkt an der mongolischen Grenze.

In den Wintermonaten reiste ich über Komsomolsk Amur nach Wladiwostok, dann weiter mit einem Frachtschiff an den Kyrillischen Inseln vorbei auf die Halbinsel Kamtschatka.
Sowohl in Komsomolsk Amur als auch in Wladiwostok hatte ich Kontakt bzw. war Gast bei den dortigen Künstlern.

Komsomolsk Amur
Wladiwostok
Kyrilische Inseln

In Petropawlowsk war ich zu Gast bei einem Freund dem Soz.-Art Künstler Alexey Maiewich  dort hatten wir auch ein gemeinsame Ausstellung. http://mayevich.com
Von Petropawlowsk aus startete ich mit der dortigen Alpinistengruppe  eine Winterbesteigung des Aktiven Vulkan Awatschinski, bevor es weiter ins Landesinnere nach Esso ging.
Von Esso ein Hauptsächlich von Eweken bewohntes Dorf ging es mit dem Motorschlitten weiter tief in die Berge zu ewekischen Rehntierleuten die mit ihrer Herde zogen.

Außer den bereits beschriebenen Arbeiten vor Ort hatte ich auch drei Ausstellungen gemeinsam mit russischen Künstler, mit dort entstandenen Arbeiten.
Zum einen die Symposionausstellung im Kunstmuseum Tula, dann eine  Ausstellung mit Majak Abramov im Kunstmuseum Jakutsk, sowie die Ausstellung mit Alexey Maiewich in einer Petropawlowskwer Galerie.

Abgeschlossen wurde meine Reise durch der Rückfahrt mit einem russischen Motorradgespann über Weißrussland und Polen nach Deutschland.